Kunst im Wiederaufbau
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Teachers’ Training

Das Projekt geht von der Annahme aus, dass künstlerische Tätigkeiten Menschen in konfliktbetroffenen Regionen einen wertvollen Freiraum zum Ausdruck nicht nur ihrer Ängste, sondern auch ihrer Wünsche und Visionen eröffnet. Involviert in gestalterische Arbeit, erschaffen sie sich eine Art Schutzraum für ihre seelischen Bedürfnisse. Dabei bildet in Regionen abseits der Hauptstädte, in Dörfern oder Kleinstädten, der Kunstunterricht in der Schule einen wichtigen und oftmals den einzigen Zugang zu künstlerischer Tätigkeit. Den Kunstlehrer*innen kommt daher grosse Bedeutung zu – eine Bedeutung, die der Stellung des Faches gegenüber anderen Schulfächern oft nicht entspricht.

Schulen in den grenznahen, kriegsbetroffenen Dörfern Armeniens sind mit starkem Lehrermangel und einer Überalterung der Lehrkräfte konfrontiert. Durch grosses persönliches Engagement versucht man hier die strukturellen Schwierigkeiten wettzumachen. Oftmals sind es dann Geschichts- oder Mathematiklehrer*innen, die auch den Kunstunterricht bestreiten. In einigen Kleinstädten gibt es noch die aus der Sowjetzeit stammende Tradition der Nachmittagsschulen, sogenannter „Clubs“ für Kunst. Sie werden als eines der wenigen Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche stark frequentiert, doch bei vielen ihrer Lehrkräfte liegt die Ausbildung schon mehr als dreissig Jahre zurück.

Vor diesem Hintergrund ist aus einem Gedankenaustausch zwischen artasfoundation und der armenischen Staatlichen Pädagogischen Hochschule (der einzigen, für Lehrer*innenbildung zuständigen Institution des Landes) der Plan entstanden, eine Weiterbildung für praktizierende Kunstlehrer*innen aus peripheren Regionen Armeniens zu konzipieren und anzubieten: das erste derartige Weiterbildungsangebot für Kunstlehrer*innen im Land. Die Pädagogische Hochschule unterstützt es, indem sie mit den Schulbehörden der Regionen zusammenarbeitet, die Auswahl und Unterrichtsfreistellung der Lehrkräfte organisiert und ihr auf dem Land gelegenes Kurshaus als Austragungsort für zwei einwöchige Workshops zur Verfügung stellt. artasfoundation ist für die Inhalte der Weiterbildung verantwortlich, lädt dazu Künstler*innen und Pädagog*innen aus Armenien und der Schweiz als Dozent*innen ein, und bestreitet ihre Löhne und alle weiteren Kosten der Durchführung.

Im Sommer und Herbst 2022 wird der Weiterbildungskurs erstmals durchgeführt. Eine Gruppe begleitender Expert*innen sowie eine spätere Befragung an den Schulen der Kursteilnehmer*innen bestätigen dessen Erfolg. Für 2023 wird eine zweite Ausgabe des Kurses vorbereitet.

 

Teachers' Training I

Video: Dagmar Reichert

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Martin Brun

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Martin Brun

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Foto: Martin Brun

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Foto: Martin Brun

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Foto: Julien Fehlmann

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Foto: Julien Fehlmann

37 Lehrerinnen und Lehrer, die in Schulen im Grenzgebiet Armeniens zu Aserbaidschan Kunst unterrichten, finden sich Ende August zum ersten der beiden einwöchigen Teile der Weiterbildung im Kurshaus in Aghavnadzor ein. Aus beinahe achzig Bewerberinnen sind sie ausgewählt worden. Die anfänglich etwas angespannte Atmosphäre – viele sind das erste Mal für eine Woche weg von ihrer Familie – löst sich rasch, als sie unter der Anleitung von fünf Dozent*innen in Kleingruppen mit praktischer künstlerischer Arbeit beginnen. Die Dozent*innen haben jeweils zu einem Thema ein eineinhalbtägiges Programm vorbereitet und zwischen ihren Angeboten können die Teilnehmer*innen im Rahmen der Kurswoche drei Mal auswählen und wechseln. So gibt es zum Beispiel ein Programm zum Thema Farbe und zum Mischen von Farben, ein Programm zu Formen und Gestalten mit vielfältigen Materialien, ein klassisches Programm zu Zeichnungstechnik, eines zu freiem künstlerischen Selbstausdruck und eines zu künstlerischem Arbeiten, inspiriert von Vogelfedern. Nachdem die Teilnehmer*innen jeweils alles in eigener Aktivität erprobt haben, wird die Anwendung der Arbeitsweisen im Schulunterricht besprochen. Ein Vortrag zur Lehrplanreform in Armenien und ein ganzer Tag zum Umgang mit sozialen Medien (Teaching Media Literacy) ergänzen das praxiszentrierte Arbeiten. Den Abschluss der Kurswoche bildete eine grosse Ausstellung aller entstandenen Werke. Alle sind erstaunt und auch ein bisschen stolz, was hier zustande gekommen ist!

Die zweite Kurswoche ist für Mitte Oktober angesetzt, doch im September ist der Krieg mit Aserbaidschan wieder aufgeflammt. Würden die Teilnehmer*innen nun „den Kopf dafür haben“ sich eine Woche lang der Kunst zu widmen? Schliesslich sprechen sich 36 der ursprünglich 37 Teilnehmer*innen für eine Anreise aus („Wir wollen auch in der schwierigen Situation ein möglichst normales Leben leben.“) und wir können den Kurs wie geplant halten: mit neuen Programmangeboten (grafisches Design, Herstellung von Fanzines, Gestaltung von Masken, Arbeit mit Mandalas) und auch mit künstlerischer Arbeit in der Natur. Immer ist es wichtig, Arbeitsmaterialien zu verwenden, die den Lehrkräften auch an ihren Schulen zur Verfügung stehen. Im Theorieteil des Kurses geht es auch diesmal um Lehrplanfragen sowie um Möglichkeiten psychologischer Unterstützung von Jugendlichen im Schulunterricht.
Im Laufe der Woche entstehen mehr und mehr Werke. Ergänzt durch Arbeiten, die als „Hausaufgabe“ seit dem ersten Kurs geschaffen worden sind, formen sie die reiche Abschlussausstellung. Diese bilden den Rahmen für die Diplomübergabe an alle Absolvent*innen der Weiterbildung.

Ort und Jahr
Armenien, 2022

Teilnehmende
Gayane Ananyan, Margarit Ananyan, Margarit Avetisyan, Melanya Avetisyan, Nairi Balabekyan, Nvard Chilingaryan, Eleonora Dallakyan, Azganush Danielyan, Arusyak Grigoryan, Narine Grigoryan, Karine Gzghoyan, Norayr Hambard, Ruzan Israyelyan, Tehmina Karapetyan, Gayane Karapetyan, Margo Manasyan, Gohar Maralchyan, Gevorg Matinyan, Artur Melkonyan, Gayane Navasardyan, Azniv Nersisyan, Pavlik Nersisyan, Nazik Paranyan, Ruzan Petrosyan, Tamara Poghosyan, Anahit Rustamyan, Haykush Sargsyan, Susambar Sargsyan, Naira Sargsyan, Parandzem Shahinyan, Milena Siradzeghyan, Meline Tamamyan, Nune Tamrazyan, Aida Vardanyan, Novik Yeritsyan, Arpine Zakharyan

Projektleitung
Shoghakat Mlke-Galstyan, Jerewan
Dagmar Reichert (artasfoundation)
Julien Fehlmann (artasfoundation)
Marianna Harutyunyan and Anahit Panosyan, ASPU Jerewan

Dozent*innen
Habib Ahmed
Martin Brun
Andrea Wolfensberger
Cécile Hummel
Gor Shahbazyan
Varvara Sidorova
Vardanush Ghazaryan

Dolmetscher*innen
Anahit Panosyan, Stella Loretsyan, Samvel Aslanyan, Shushan Minasarian, Taguhi Adamyan, Viktorya Varosyan

Evaluation
Janna Khachatryan, Artur Martirosyan, Naira Mkhitaryan, Lems Nersisyan

Partnerorganisation
Armenian State Pedagogical University (ASPU)

Finanzieller Beitrag
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